Auf unseren gemeinsamen Touren 2004 hat uns Andreas Albrecht den Floh ins Ohr gesetzt, doch mal mit Udo Lips in Kontakt zu treten, der immer am Wochenende nach dem längsten Tag des Jahres diese Super-Tour veranstaltet. Gesagt getan und angemeldet. Der Respekt vor dieser Strecke trieb mich dieses Jahr so oft in den Sattel wie nie zuvor, bin ich doch auch nie zuvor so eine Strecke an einem Tag gefahren. Die Eckdaten rechts in der Startnummer sprechen für sich und jeder versierte Biker weiß was geleistet wurde, wenn das Ziel erreicht ist. Es müssen nicht immer die Alpen sein, mitten in Deutschland gibt es eine harte, klasse Tour:   Rennsteig X-Treme

Hier mein Bericht von einem langen, anstrengenden, schönen Tag:

Start in Blankenstein

Der Tag begann früh: Wecker klingelt 1:30 Uhr, Abfahrt aus Leipzig 2:10 Uhr, Treff in Waltershausen 3:40 Uhr. 12 Fahrer aus dem hohen Norden, Regensburg,Meißen, Leipzig und einige “Locals” verteilen sich auf die Fahrzeuge zum Transfer nach Blankenstein, dem Startort und Anfangspunkt des Rennsteiges. Der Sauerstoffmangel im Bus lässt uns alle nochmal einnicken. Angekommen fischt sich noch jeder einen Stein aus der Saale, denn die Tradition verlangt, dass am Ziel dieser Stein wieder der Werra überlassen wird. Mit etwas Verspätung sitzen wir dann doch im Sattel und sofort geht es ordentlich berg an. Ich habe den Eindruck, die Jungs wollen Zeit gut machen und mein Puls ist sofort höher als gut ist. Doch bevor es schlimm wird ist Frühstückspause, welche das Serviceteam in perfekter Manier vorbereitet hat. Eure Arbeit und Betreuung über den ganzen Tag war Spitze. Weiter geht`s und nun kommen sie, die langen Wurzeltrails. Ich bin ja nicht gerade Fan, andere mögen es. Knochen und Material werden ordentlich zurecht geschüttelt und die in der Startnummer angegebene Zahl der Wurzeln ist sicher keine Übertreibung. Susi verdaut noch gerade ihr Sturzpech, dann geht es wieder auf die ewigen Trails in ständigem Auf und Ab. Im Gegensatz zu Touren in den Alpen werden die Höhenmeter hier an vielen kleinen Anstiegen und Rampen gesammelt, so dass man kaum einen gleichmäßigen Rhythmus fahren kann. Mein Puls geht kaum unter 170 und schon nach 30km frage ich mich, wie ich das wohl schaffen soll.  Albi wird auch dieses Jahr eine etwas abgeschwächte Route wählen und Frank und ich entschließen uns, mit ihm zu fahren. Nach einem Missgeschick muss jedoch erstmal eine neue Sattelklemme für unseren Regensburger her, was aber in einem Radladen an der Strecke schnell erledigt ist. Dann trennen sich unsere Wege und wir drei suchen Erholung auf dem Asphalt, während der Rest der Truppe weiter die harte Variante wählt und somit den kompletten Rennsteig fast ausschließlich im Gelände bewältigt- Hut ab!!! Zur Mittagspause treffen wir uns wieder, mir geht es wieder gut und allen schmecken die Nudeln, die das Begleitteam für uns bereit hält. Mit vollen Bäuchen lassen es jetzt alle etwas ruhiger angehen, bis wir unseren Tritt gefunden haben. Die Wege werden moderater und es ist immer wieder mal eine Waldautobahn dabei. Knifflige Abfahrten und nette Anstiege lassen es aber nie langweilig werden. So ist sicher für jeden Geschmack etwas dabei, eine sehr abwechslungsreiche Strecke mit allem was das Bikerherz begehrt. Nach und nach sammeln sich die Kilometer und Höhenmeter auf dem Tacho und es läuft sehr gut, ich komme wieder richtig in Schwung. Das Wetter war top, aber hinter dem Inselsberg ziehen schon dicke Wolken auf. Zunächst muss jedoch der fette Anstieg dort hinauf bewältigt werden und ca. 30% Steigung sind nach 140km nicht mehr für alle fahrend zu schaffen, auch nicht für mich. Oben angekommen beginnt es zu regnen und ein kräftiges Gewitter geht über uns nieder. Aber da muss man durch und nach vorsichtiger Abfahrt ist Pause angesagt, die letzte für heute. Als wir wieder aufsteigen hat der Regen aufgehört und wir machen uns auf die lange Abfahrt auf schönsten Waldwegen, immer wieder unterbrochen von deftigen Gegenanstiegen. Aber irgendwie haben alle die zweite Luft bekommen und es wird eine ordentliche Pace gemacht. Das Ziel in Sicht zieht sich dieses Stück jedoch ziemlich und wir müssen schon noch etwas treten. Udo hat telefoniert und wir wissen, Bier und Bratwurst stehen bereit- ein zusätzlicher Ansporn. Bis auf die zwei kleinen Stürze erreichen wir sonst pannenfrei gemeinsam das Ziel in Hörschel und übergeben den Stein der Werra. Ein großer Bike-Tag neigt sich dem Ende und ich freue mich, ohne Schmerzen, Defekte o.ä. am Ziel zu sein. Das ich durch die zarte Route 300hm weniger auf der Uhr habe stört nicht, denn sicher habe ich richtig entschieden, auf den Körper zu hören und nicht auf die Statistik zu schielen.

Dank an Udo Lips und sein Team, die ihren Sonnabend geopfert haben, um uns diesen Tag zu ermöglichen. Habt ihr toll gemacht.

Nächstes Jahr geht die Strecke anders rum, und ist damit noch einen Zacken schärfer. Da muss ich erstmal überlegen. Aber eigentlich muss man es schon komplett machen, oder?                                                         172km     2700hm    9:28h    18,10 AV

Saale

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Letztmals erneuert 18.11.2013