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Mit der Anreise konnte ich mir diesmal Zeit lassen, denn mit
der schon bei 2007 beschriebenen Routine hatten die drei Duisburger unser Lager in Toplage direkt an der Strecke aufgebaut. Für 2008 sollte es das aber auch schon gewesen sein mit Routine. Von unserem Stellplatz direkt an der
Treppenabfahrt konnten wir schon vor Rennstart jeden Sturz, jeden Krankentransport live miterleben, fast im Minutentakt schepperte es. Anders wurde es uns allerdings, als Martin rundherum verbeult, blutend von eben jener Treppe
gelaufen kam. Mit Splittern von seinem Vollkunststoffrad in den Händen, angeschlagenem Carbonlenker, verbogenem Schaltauge etc. mussten wir schon Schlimmes vermuten. Doch alles ließ sich reparieren, die Schwellungen gingen
zurück, er wollte es versuchen. Der Startschuss fiel, gespannt war ich wie sich die geänderte Strecke auswirken würde. Auf jeden Fall wollte ich es etwas ruhiger angehen lassen, was mir auch fast gelang. Auch unsere Taktik
hatte Martin etwas geändert. Die Schlafpause sollte länger werden, dafür sollte man dann auch öfter und länger auf`s Rad. Dennoch habe ich nicht eine Minute geschlafen. Ab und zu kamen ein paar Tropfen vom Himmel und kündigten
den regnerischen Sonntag an. Generell komme ich ja in der Nacht gut zurecht und so ist es schon eine Freude, viele Fahrer zu überholen ohne selbst all zu viele passieren lassen zu müssen. Die Erfahrungen der inzwischen 5
gefahrenen 24h- Rennen ließen mich auch etwas gewissenhafter sein beim Essen, Trinken, Stretching usw. und so war ich sehr zufrieden mit meinen Rundenzeiten. Dann kam er, der angekündigte Regen. Erst zaghaft, dann dauerhaft,
kräftiger. Der Punkt, bis zu welchem man noch Rücksicht nimmt auf Pfützen, Schmutz, Nass werden war schnell überschritten. Die Strecke wechselte zwischen Bremsbeläge mordenden feinstem Schmirgel und tiefem Modder. Als ich mich
endlich durch meine längste zu fahrende Strecke gekämpft hatte kam bei der Vorbeifahrt am Zelt ein Zuruf von dem nur hängenblieb, dass irgendwas anders sein wird beim Wechsel. Jonas war krank und konnte nicht mehr fahren. Ich
hätte eine längere Pause ziemlich nötig gehabt, zumal der Regen immer doller wurde. Was soll`s. Nur was anziehen? Nass werden vom Regen oder lieber vom Schweiß unter den Regensachen? Ich entschied mich für Regensachen, um auch
vor dem Dreck etwas geschützt zu sein. Da wir jetzt nur noch zu dritt waren musste gerechnet werden, wie wir am besten wechseln. Da ich eh schon vollgesaut war wie selten und man bei solchen Bedingungen keinen Hund rausjagt,
fuhr ich noch eine Extrarunde. Das ersparte einen zusätzlichen Wechsel und Martins Dank war mir sicher. Inzwischen war ich so mistig, dass ich in den kurzen Pausen die Sachen nicht mehr wechselte, statt dessen mit Bier zu dopen
begann. Unermüdlich zogen die Fahrer ihre Kreise, einige Zuschauer trotzten seit Stunden dem Wetter und müssen Schwielen an den Händen bekommen haben vom Klatschen und Rasseln. Danke dafür. Die letzten Runden durfte ich dies
Jahr fahren, mit bester Stimmung im Ziel begrüßt von vielen Zuschauern. Sogar der Regen hörte jetzt auf. Eine gewisse Befriedigung kam auf nach dieser zweiten Rennhälfte und dem Wissen, nicht noch mal los zu müssen.
Ein wenig anders war es 2008. Erst Martins Sturz, dann das
Wetter, dann der Ausfall von Jonas, dann keinen Pokal geholt. Dafür bin ich das erste mal ohne Krämpfe oder andere körperliche Sorgen über die Distanz gekommen, obwohl ich mich nicht geschont habe, die Erkenntnis, Training
bringt was. Von den Bremsbelägen war nur noch das Blech übrig, meine Raceschuhe und Radhose habe ich in der Dusche liegen lassen. Dieser ungeplante Verlauf kam vielleicht auch gerade recht, denn ich war am Überlegen, ob nach 6
immer gleichen 24h-Rennen im 4er Team nicht mal was anderes kommen sollte. Jetzt weiß ich, ich will in Duisburg sein, 2009 mit Birgit, Bernd, Martin, David, Jonas!
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