1.Alpencross 26.August -  2.September 2004

Mittenwald - Telfes

74 km

1690 hm

6:08 h

Telfes - Gries

31 km

1000 hm

2:45 h

Gries - Brixen

77 km

1630 hm

6:01 h

Brixen - St.Ulrich

42 km

1750 hm

4:52 h

St.Ulrich - Gasthof Schönblick

29 km

1150 hm

???

Schönblick - Molveno

91 km

1025 hm

5:51 h

Molveno - Riva

68 km

1360 hm

5:33 h

 

412 km

9605 hm

 

Riva-Rovereto; Brenner-Innsbruck; Scharnitz-Mittenwald

75 km

430 hm

 


So, jetzt können wir mitreden.   1,5 Jahre träumen und planen und die Praxis sieht dann doch manchmal etwas anders aus. Es war schwerer als ich dachte, doch der Körper vermag auch mehr zu leisten als ich dachte. Als Neuling auf diesem Gebiet und Flachländer fehlte doch etwas die Erfahrung beim Kartenlesen und so zehrte doch manch Schiebe- und Tragestrecke an den Nerven, waren sie doch oft so nicht geplant. Aber mit Frank hatte ich einen prima Mitfahrer zur Seite, der mir meine “Fehlplanungen” nie krumm nahm. In allen Belangen waren wir ein sehr gutes Team und es hat wirklich Spaß gemacht. Meist gewollt gab es immer mal eine kleine Änderung zum Plan, wir waren abends aber immer dort wo wir sein wollten. So erlebten wir 8 sehr unterschiedlich Tage, die alle irgendwie ihren Reiz hatten. Auch das macht wohl Alpencross aus. Die wenigen Momente wo man nicht den Riesenspaß hatte sind schnell vergessen und werden überstrahlt von der Freude über die gebrachte sportliche Leistung, das Gesehene, Erlebte, das kleine Abenteuer nicht zu wissen, was der Tag so bringt. Die Belastung für Mensch und Material sind schon enorm und so waren wir denn auch froh in Riva unbeschadet einzutreffen und endlich den Muskeln etwas Ruhe zu gönnen. Doch zu früh gefreut. Aber lest selbst, was auf den Etappen so passierte......


  1.Tag      Mittenwald- Scharnitz- Seefeld- Mösern- Zirl- Axams- Mutters- Kreith- Telfes      74km  1690hm  6:08h  AV: 12km/h

So darf doch kein Alpencross beginnen. Der Wetterbericht war ja schlecht, aber nachdem um 3:00 Uhr die Fahrt in Leipzig los ging regnete es um 8:00 Uhr in Mittenwald immer noch. Also erstmal zum Bäcker und gefrühstückt, die hübsche Verkäuferin gab auch einen Tip, wo das Auto problemlos eine Woche kostenfrei parken kann. Je näher die Abfahrt rückte umso doller wurde der Regen. Wir stellten uns nochmal unter aber Aussicht auf Besserung bestand nicht. Also einmal tief in die Augen geschaut und los gings. Das sollte also der große Moment sein, von dem ich so lange geträumt hatte? Bei 9° C und Dauerregen war die Stimmung unten. Die Laune wurde aber besser und der herrliche Weg entlang der Isar ist bestens geeignet um langsam einzurollen. So ging es leicht bis Gießenbach, wo wir nach links auf den Hirnweg wechselten. Ein wirklich schöner Abschnitt hoch über dem Tal und bei schönem Wetter bestimmt gut zu heizen. Am Abzweig des Römerweges, bei der Burg, gings auf die Straße und durch Seefeld bis zur Skischanze. Ab hier gings durch den Seewald immer den Schildern nach Mösern folgend und schon war es da- das erste Schiebestück. Sofort dachte ich, ich muss mich verfahren haben. Aber wir waren richtig und diese Erfahrung würden wir im Laufe der nächsten Tage noch öfter machen. Gleich hinter dem “Inntaler Hof” ging es für 600hm abwärts und auch hier mussten wir mal absteigen weil es so steil war, dass dieser grobe Schotter bei dem Wetter nur für Spezialisten fahrbar ist. Abwärts war es anstrengender als vorher aufwärts. Auf Straße und Radweg gings weiter bis Zirl, wo im Cafe aufwärmen angesagt war. Als es weitergehen sollte- Platten bei Frank. Man, was für ein dämlicher Tourstart heute. In Axams erst den Jennisweg, dann den Panoramaweg befahren. Hier hab ich mich bei der Tourplanung grob verhauen, denn der Weg geht ständig auf und ab und so sammelt sich einiges an ungeplanten Höhenmetern an. Dennoch ist diese Strecke durchaus empfehlenswert, wir waren nur nicht drauf eingestellt. Bei klarer Sicht trägt der Panoramaweg seinen Namen sicher zu Recht. In Natters kämpften wir mit der Orientierung, aber man darf der Beschilderung nach Mutters trauen und auf ruhiger Straße gings weiter bis Kreith. Eigentlich wollten wir nicht mehr, aber der Gasthof dort wollte auch nicht, denn eine Übernachtung bringt nicht genug Kohle. Also wieter. Zu allem Übel verpassten wir auch den Abzweig zum Weg 7grün und drehten noch eine Ehrenrunde zum Stockerhof über den Weg 13. Das waren nochmal ordenlich Höhenmeter und jede weitere Kehre zerrte ganz schön an Nerven und Muskeln, denn der Tag war schon lang und wir hatten 1000hm über dem (schlechten) Plan. Der Stockerhof ist  eine urige Hütte, die leider keine Schlafplätze hatte. Also ab auf Weg 15, eine heiße Abfahrt auf gutem Trail. Endlich finden wir auch den Weg durch die Telfeswiesen und können einfach entspannt radeln. Die erste Herberge die bezahlbar aussieht wird angesteuert und so landen wir 18:30 Uhr im  “Sporthotel Alpin” , wo man schon Erfahrungen mit Transalplern hat. 30 Euro für ÜF und Fahrrad unterstellen sind ok. Die Verpflegung ist super, die Dusche tut gut. Dennoch klappern mir so die Beine, dass ich mir nicht sicher bin, wie ich die anderen Tage schaffen soll. Haben wir etwa gleich zu doll losgelegt???

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  2. Tag  Telfes- Fulpmes- Mieders- Sonnenstein- Maria Waldrast- Matrei- Steinach- Gries     31km  1000hm    2:45h   AV: 11,3 km/h

Hurra die Sonne scheint und der Serles bietet einen guten Ausblick. Frank beschließt jedoch erstmal, seinen Zahn zu zerbröseln. Warum passiert sowas immer an solchen Tagen? Jedenfalls muss das geregelt werden. Wir frühstücken reichlich und können am Buffett auch den Tagesbedarf sichern. Der Wirt ist so freundlich, in Fulpmes einen Termin beim Zahnarzt zu besorgen. Noch schnell ein weing Brunox auf die wichtigen Stellen am Bike und auf ins Tal. Was für ein Gefühl jetzt in kurzen Radklamotten zu fahren, wo wir doch gestern in ganzen Tag in Goretex gehüllt waren. Ich hab dann noch Pause, während aus dem Behandlungszimmer des Dentisten wilde Angstschreie dringen. Ist das Frank? So starten wir heute etwas später, finden aber leicht die ruhige Nebenstraße zur Talstation der Seilbahn in Mieders. Hier ist dann schon der Weg über die Rodelbahn zum Sonnenstein beschildert. Was Albi in seinem Bericht als moderat bezeichnet war für uns oft grenzwertig. Bei bis zu 34% Steigung ging auf Wurzeln und grobem Schotter immer wieder der Grip verloren und wir mussten runter vom Rad. Vielleicht fehlte auch noch etwas die Erfahrung am Berg, denn das Rad fuhr immer dorthin, wo es nicht hin sollte. So fiel ich denn auch mal um und ein lauter Schrei hallte durch den Wald. Meine Verletzung im Sprunggelenk war noch nicht ganz kuriert und genau auf diese Stelle bin ich gefallen. Frank, einige Meter vor mir fahrend dachte schon, dass wäre das Ende der Tour. Der Schreck war groß, aber alles nur halb so schlimm, weiter gings. Böse Geräusche beim Benutzen des größten Ritzels nervten jetzt zusätzlich, brauchte ich dieses doch dringend. So wurde es dann doch eine ziemliche Anstrengung. Ab Sonnenstein weiter auf Weg 102A immer steil voran, die letzten 150hm konnte nur noch geschoben werden. Als wir oben waren gabs dann das nette Schild auf dem hingewiesen wird, dass es sich hier um eine Schiebestrecke handelte- vielen Dank hierfür. Außer einer netten Aussicht gab Maria Waldrast nach unsere Meinung nicht viel her, wir ließen uns nach harter Arbeit die Sonne auf den Bauch scheinen, folgten dem Touristenstrom zur Theke und machten uns gestärkt auf die Abfahrt nach Matrei. Die Bremsscheibe glühte und quietschte, die Arme schmerzten und die Töne aus der Hinterradnabe waren jetzt auch beim rollen schlimm. Bei 25°C und Sonne in Matrei mussten wir entgültig feststellen, dass irgendwas an der Nabe im Eimer war. Das ganze Hinterrad und die Kassette wackelten wie Lämmerschwanz. Ein freundlich Radfahrer zeigte uns den Weg zum Radladen in Steinach, direkt unter der riesigen Autobahnbrücke. Doch Pech- Pause bis 15:30Uhr. Im Geiste sah ich meinen Dispokredit schon um den Betrag eines neuen Hinterrades belastet. Als wir dem Chef jedoch erzählten, dass wir auf Alpencross sind, sagte er nur:” Da müssen wir helfen”. Er hatte auch wirklich Durchblick und zerlegte meine Nabe. Eine Lagerschale war gebrochen. Zum Glück war in eines seiner Räder ein baugleiches Modell verbaut, woraus er das benötigte Teil in meine Nabe umbaute. Ich war gerettet und das ganze für 13 Euro. Meinen Dank nochmals an die Leute von Sport2000 in Steinach. Auf der Bundesstraße an der Sill entlang gings nach Gries. Der Transfer hier entlang ist eher unvermeidlich, aber auch nicht schlimm. Die Landschaft ist schön, es war wieder sommerlich und Ärger hatten wir heute genug. Unterkunft fanden wir gleich in der Pension Brunner für 22 Euro pP für ÜF. Auf dem Hof lag schon der Wasserschlauch bereit und die Bikes erhielten die verdiente Pflege. Ab jetzt blieben wir von jeglichen Defekten verschont, Klasse. Beim Abendessen bereitete sich eine andere Gruppe Biker auf die morgige Tour über den Brenner Grenzkamm vor. Wir nutzten natürlich die Gelegenheit zum Fachsimpeln. Später trafen wir uns dann nochmal wieder. Wenn es auch nur wenige Kilometer waren, so war ich doch ganz schön fertig und ich hatte das Gefühl, meine Beine verlangten nach einer Extraportion Magnesium. Die bekamen sie und wir blickten noch mal auf zur Sattelalm, die morgen auf unserem Programm stand. Ein Tag mit reichlich Zwischenfällen neigte sich dem Ende und wir hofften für den nächsten Tag auf ein Highlight.

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 3. Tag      Gries- Vinaders- Sattelalm- Sattelberg- Sandjöchl- Gossensaß- Sterzing- Franzesfeste- Brixen         77km    1630hm  6:01h    AV: 12,8 km/h

Heute starten wir schon um 8:10 Uhr, denn es warten mehr Kilometer als gestern. Es ist frisch, aber die Sonne scheint. Der Abzweig in Vinaders zur Sattelalm ist nicht zu verpassen. Der Weg 81 ist eine klasse Schotterpiste, immer so ca. 10-13% Steigung und fester Untergrund. So spult man leicht die 400hm ab. An der Sattelalm (30€ HP bis mi. Sep.) treffen wir 2 Biker auf Alpencross- mit Satteltaschen. Bei ca. 1700m muss dann der Weg 80 mit dem Hinweis auf Schiebestrecke genommen werden. Wir tun das nicht, denn in Gries hat man erzählt, es gibt einen neuen Weg, der den Bauern umgeht. Den Weg suchen wir vergeblich. Doch hinter dem Schild “Staatsgrenze” beginnt auch der Privatgrund des berühmten Bauern und der scheint schon auf uns gewartet zu haben. Natürlich gibts Ärger und er lässt sich von uns vieren nicht überzeugen. Da er mit seinem Jeep bestimmt schneller ist als wir und aus Rücksicht auf kommende Biker drehen wir um, sammeln noch ein Päärchen auf und schieben 45min und 370hm lang den Weg 80 hoch. Noch kurz links über die Kuppe und dann liegt sie vor uns, die Brenner Grenzkammstraße in ihrer ganzen Pracht und gleich als erstes der Bunker, den man von vielen Bildern kennt. Ein ausgiebiger Fotostopp muss sein und ich bin glücklich, dass alles so aussieht wie erwartet. Der ganze Grenzkamm ist gut fahrbahr und bewegt sich immer zwischen 2000-2200m. Immer wieder sind Bunker in die Hänge eingebaut und man kann viele Kilometer im vorraus sehen, wie sich der Weg hoch über dem Tal am Hang entlang schlängelt. Zudem gibt es ein klasse Panorama. Ich finde, diese gut 10km muss man unbedingt mal gefahren sein. Es ist Sonnabend und viele Biker sehen das genauso. Wir sind uns dann nicht ganz sicher, ob das Sandjöchl schon erreicht ist, aber ein Wanderer bestätigt das. Also auf zur Talfahrt. Es gilt, 1000hm zu vernichten. Teilweise werden wir gut durchgeschüttelt und die Finger schmerzen, aber es macht richtig Laune. Ich glaube, der Typ mit den Satteltaschen sah das bestimmt anders. Auf Asphalt überraschen uns bis Sterzing nochmal Anstiege bis 16%. Dort machen wir nur kurz Rast, denn die bisherige Strecke war so schön, dass wir uns viel Zeit gelassen haben. Der Radweg entlang der Eisack ist so exsellent und idyllisch, dass die nahe Autobahn gar nicht stört. Über Stilfes, Pfülters und Franzesfeste kommen dennoch 300hm zusammen. Diese Strecke passt gut als Ausklang nach den Bergen. Am Vahrner See gibts den ersten italienischen Kaffee und der Raschötz ist schon zu sehen, der morgen dran ist. Wir rollen nach Brixen aus und finden Betten in der Pension “Garni Weissensteiner” für 32 Euro pP ÜF. Brixen ist sehenswert und Pizza mit Rotwein aus der Region sehr gut. So hatte ich mir Alpencross vorgestellt und das war bis jetzt “der Tag”.

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4. Tag     Brixen- Albeins- Villnößtal- St.Peter- Raschötzer Kreuz- St.Ulrich                 42km    1750hm    4:52h     AV: 8,6km/h

In der Nacht hat es kräftig geregnet, aber pünktlich zum Start 8:30 Uhr scheint die Sonne.Gleich an der ersten Ecke treffen wir das Team aus Gries wieder und rollen gemeinsam die leichte Strecke auf dem Radweg bis Albeins. Hier entscheiden sie sich für dei zarte Variante auf der Bundesstraße, um nach St.Ulrich zu kommen. Da sind wir doch aus ganz anderem Holz und wählen zunächst Weg 4, der nicht auf allen Karten eingezeichnet ist. Dieser zweigt nochmals rechts ab und führt entlang der Bahnlinie bis unter die Autobahn zur Haltestelle Villnöß. Ab hier müssen auch wir auf Asphalt, der uns durch`s schöne Villnößtal führt und den Beginn eines ca. 1600hm langen Anstieges markiert. Unterwegs in einer Kiesgrube o.ä. laufen gerade die Vorbereitungen für ein Traktorrennen und die Dorfjugend trinkt sich warm. Wir wollen nicht unhöflich sein und so gibt es um 10:30 Uhr erstmal Bier. Mir bekommt das gar nicht und erst ab St.Peter läuft der Tritt wieder rund. Hier biegt rechts der Weg 31 auf den Raschötz ab. Bis Oberlegater auf 1400m geht es mit wechselnden Steigungen auf Asphalt voran, dann auf Schotter gut fahrbar auf 1700m. Immer wieder bieten sich nette Aussichten und wir sind ganz allein unterwegs. Es wird steiler, wir müssen schieben und ab 1800m wird es für jeden unfahrbar, Trittsicherheit ist gefragt. So schieben und tragen wir 350hm und leise Zweifel schleichen sich wieder ins Hirn ob der Tourplanung, dieser Abschnitt ist schon ziemlich deftig. Oben angekommen zeigen uns alle einen Vogel als wir erzählen, wir seien über die Flitzer Scharte gekommen. Nun haben wir uns bis hier gekämpft, da wollen wir auch bis ans Ende und befahren und bewandern deshalb noch Weg 31 bis zum Heiligkreuz auf 2198m. Der Weg 35 ist sicher die bessere Alternative, wir nutzen ihn zurück über Raschötzhütte, die nicht bewirtschaftet ist, zur Bergstation Raschötz. Hier begegnet uns schon der Touristenstrom, denn bei guter Sicht würde sich hier ein super Panorama Richtung Dolomiten, Seiseralm, Schlern zeigen. Nur nicht für uns, Wolken überall. So zeschlagen wir auch den Plan, hier evtl. zu übernachten, zumal die Preise nicht passen. Am Heiligkreuz erzählten wir einem Italiener von unserem nächsten Tag, der über Seiseralm und Schlern führen sollte. Er nickte sehr wissend und redete von 3-4 Stunden schieben und tragen. Auch wenn er nicht den Eindruck eines unternehmungsfreudigen Bikers machte setzten sich seine Worte bei uns fest und wir entschlossen uns, gleich nach St.Ulrich abzufahren, so hätten wir am nächsten Tag mehr Zeit. Es folgte eine ewige Schotterabfahrt auf Weg 10, die den Bremsen wieder alles abverlangte, aber sonst keine Schwierigkeit darstellt. Am Ortsanfang bezogen wir Quartier im Haus Tirol für 32,-€ pP ÜF und waren sehr zufrieden. Die Bilder lassen erahnen, welche Ausblicke man haben könnte. Bei doppelt Nudeln am Abend hielten wir ausgiebigen Kriegsrat zum folgenden Tag.

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 5. Tag       St.Ulrich- Seiseralm- Schlern- Knüppelweg- Gasthof Schönblick                   29km      1150hm    AV: 6,4km/h

Ja, wir haben gesündigt!!! Wir sind mit der Seilbahn auf die Seiseralm gefahren. Aber in Erwartung eines langen Wandertages war uns wichtiger, die geplante Route zu schaffen als unbedingt noch die Höhenmeter der Auffahrt in der Statistik zu haben. Und wir haben richtig entschieden, denn wir erreichten erst gegen 18:00 Uhr unser Ziel. So befuhren wir zunächst den Grödener Höhenweg S,6 bis Gasthof Icaru, über Ritschschwaige Richtung Laurin Hütte. Bei klarer Sicht hat die Seiseralm sicher ihre Daseinsberechtigung, so war aber wieder alles in Wolken gehüllt und es könnte genauso gut ein Tal 1500m tiefer sein. Alles sieht aus wie ein überdimensionaler Golfplatz, so sorgfältig ist das riesige Areal gemäht. Kolonnen von Kutschfahrten mit Rentnern karrten von Gasthaus zu Gasthaus. Alles ist leicht fahrbar. Interressant wird die Sache ab der Mahlknecht Hütte. Die Wanderer werden weniger und es könnten sich grandiose Aussichten bieten, nur nicht, wenn wir unterwegs sind. Auf Weg 8 fahren wir bis zum Dialer- Seiseralm Haus. Ab hier müssen wir schieben, doch die Sonne kommt raus und nach einer Biegung liegen plötzlich in voller Pracht die Roßzähne vor uns- einfach genial. Klar zeichnet sich der Weg zur Tierser Alpl ab, jedoch zwingt uns die Steigung mal wieder vom Rad, denn wir brauchen noch Kraft heute. Die Tierser Alpl mit ihren 70 Schlafplätzen liegt ideal, wir bestellen Nudeln und ich freue mich so, die Bilder aus meinen Forschungen im Internet wieder zu erkennen, deretwegen ich hier unbedingt her wollte. Der nun folgende Weg 4 Richtung Roterd-Spitze war schon bei der Planung mein Lieblingsweg und er bleibt es auch jetzt. Immer wieder halten wir an um zu fotografieren oder einfach nur zu genießen. Der Aufstieg zum Schlern ist knackig und wir tragen oft das Bike, aber egal, denn die Kulisse ist so beeindruckend. So erreichen wir dann auf 2552m den höchsten Punkt der gesamten Woche. Der Weg 3 über den Schlern ist sehr verblockt und zieht sich, was fahrbar ist sind geile Trails, aber wir schieben auch sehr viel. Das Schlernhaus (0039-471-612024; 120 Schlafplätze) wäre bestimmt mal eine Übernachtung wert. Der Weg 2 führt uns quer über Wiesen abwärts, auf 2000m aber auf gleichbleibender Höhe immer am Hang entlang, selten fahrbar wegen grober Wurzeln, Stufen, Abhänge. Sicherheit geht vor! Dann der Hinweis zur Sesselschwaige steil abwärts und keine Wegnummer dazu. Wir haben Angst, in die Bärenfalle zu geraten, vor der gewarnt wurde. Aber wir müssen ja weiter. Schlimmer kann die Bärenfalle auch nicht sein, denn wir tragen das Bike steil abwärts, um nach einem Gott sei Dank trockenem Flussbett wieder schwer hoch zu müssen. Das war Schinderei und meine Nerven sind angekratzt. Wir kommen zur Sesselschwaige, deren Wirtin ganz entsetzt ist, dass wir nicht Weg 1 vom Schlern genommen haben. Zwei Leute aus Heidelberg kommen gerade von dort und bestätigen dies. Es ist wohl nicht alles fahrbar, aber auf jedenfall wohl die bessere Variante. Na gut, der Einstieg zum Knüppelweg ist schon zu sehen und der soll ja so toll sein. Aber auch dorthin müssen wir schieben. Der Knüppelweg entpuppt sich als nicht so schwer wie gedacht, eher schon die felsigen Stücke dazwischen. Diese sind meist so grob und mit starken Stufen- für uns nicht fahrbar. Der eigentliche berühmte Brettersteig sind dann nur weinige hundert Meter. Wir machen schöne Foto`s, finden aber die Berichte etwas übertrieben. Hinter Peter Frag geht es links auf Weg 7, wieder abwärts schiebend weil einfach zu steil und zu grober Schotter. Langsam reicht`s irgendwie. Ab etwa der Kreuzung mit Weg 4 ist das ganze ein Waldtrail, der immer noch sehr schwer ist. Doch wir werden mutiger und fahren immer mal wieder. So erreichen wir dann doch fahrend unser heutiges Ziel, den Gasthof Schönblick. Wir haben heute etwa 2/3 der Strecke geschoben und getragen und waren uns nicht sicher, ob der Aufwand gelohnt hat. Die hintere Seiseralm und der Schlern waren top, aber der restliche Kampf für ein bisschen Knüppelweg? Kaum jemand schreibt in seinem Bericht über die Mühsal, dort hinzukommen. Oder heißen etwa alle Hans Rey und haben 20cm Federweg? Angeblich fahren alle alles nur mit wenig absteigen- wer`s glaubt? Vielleicht müssen wir auch nur besser werden und aus heutiger Sicht war es dennoch ein spannender Tag.

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 6. Tag       Schönblick- Blumau- Bozen- Auer- Mezzocorona- Spormaggiore- Andolo- Molveno             91km    1025hm    5:51h      AV:  15,5km/h

Heute soll wieder gefahren werden und der Tag beginnt gut, denn wir versägen erstmal 800hm auf einsamer Nebenstraße über St.Kathrein  und Breien runter nach Blumau. Das hat Spaß gemacht. Hier empfängt uns der Lärm und die Hektik der stark befahrenen Bundesstraße und wir legen einen ordentlichen Speed hin, um das hinter uns zu lassen. Auch Bozen passt so gar nicht zum Alpencross, erst recht in Anbetracht des vergangenen Tages. Also wird auch hier kein Stopp gemacht und wir befahren zügig den Radweg links der Eisack und dann der Etsch. In Branzoll wechseln wir auf`s linke Ufer. Hier kann man sich nicht verfahren und so werden über Auer, Neumarkt, Salurn (Cappuchino u. Einkaufen), Mezzocorona bis Mezzolombardo Kilometer gemacht. Das waren 70km mit gerade 60hm, aber auch 70km Apfelplantagen. Wer isst das nur alles? Wahrscheinlich kann hier niemand mehr Äpfel sehen und deshalb ist es so schwer, Apfelsaft zu bekommen. Der ganze Radweg ist auch gut von Rennradlern frequentiert. Das Wetter ist diesig, was uns aber optimale 23°C beschehrt. Hinter Mezzolombardo kann nur durch Nachfrage der Abzweig nach Spormaggiore gefunden werden, zu undurchsichtig die Beschilderung der Straßen. Die Auffahrt wäre dann leicht zu bewältigen, aber es kommt Sonne und sofort sind es 30°C. In Spormaggiore müssen wir wieder ein wenig raten, aber das tun wir gut und finden unseren Weg. Wegnummern sucht man auf der ganzen Strecke vergeblich, wir folgen einfach der rot-weißen Markierung. Bei Abzweigen reicht ein kurzer Blick auf die Karte um Klarheit zu erhalten. Die guten Schotterwege sind immer wieder mit giftigen Anstiegen gespickt und wir müssen auch heute 2x kurz absteigen (27%), gemessen an gestern Peanuts. Auf einem dieser Schiebestücke werden wir von einem Typ in Feinrippunterhemd auf einem Gurkenhobel überholt- fahrend. Aber wir wollten ja kein Rennen, sonst hätte er keine Chance gehabt, ganz bestimmt. Die Strecke führt durch herrlichsten Wald und so geht es zwischen km70-85 ca. 900hm aufwärts. Dann ist Andolo erreicht, eine Rentnerhochburg mit Hotel an Hotel. Wir kaufen nochmal ein und machen Rast. Es ist kühl und feucht und so machen wir uns durchgefroren auf das letzte Stück. Kurz nach Ortsende biegen wir links auf den genialen Trail 421 ab. Einige feuchte Steinplatten sorgten für kurze Angstmomente, bei Trockenheit könnte noch mal richtig Zunder gegeben werden. Aber auch so ist es ein netter Abschluss eines irgendwie anstrengenden Tages. Unsere Hintern sind so viel radfahren nicht mehr gewohnt. Der Wald gibt uns frei und den Blick auf den Lago di Molveno. Von der Brenta ist leider gar nichts zu sehen. Gleich das erste Haus wird genommen, Hotel Fontanella für 30,-€ pP ÜF. Für 15,-€ mehr hätte es noch ein 4 Gänge Menu gegeben, aber so viel Hunger haben wir nicht und so sehen wir uns noch den Ort an. Zur Strafe regnet es dann auf dem Rückweg.

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 7. Tag    Molveno- Nembia- Ranzo- Lago di Toblino- Lago di Cavedine- Drena- Val Mola- Bolognano- Riva      68km    1360hm   5:33h    AV:12,2km/h

Nun ist er da unser letzter Tag und er beginnt wieder diesig. Die schöne Radroute rechts am Lago di Molveno vorbei bringt gleich den Körper in Schwung, denn es sind einige Anstiege dabei. In Nembia sind wir warm und biegen links ab nach Cravil. Über Argie, Bael bis Ranzo steigt der Weg permanent an, ist aber immer gut zu fahren. Überhaupt ist dieses Stück mit eines der schönsten auf der ganzen Tour. Von solchen Schotterwegen hatte ich geträumt und die Landschaft ist einfach klasse. Es gibt viel für`s Auge und wir sind einfach begeistert. Ranzo ist auch wirklich nett und links an der Kirche vorbei beginnen 500hm abwärts auf gutem Radweg durch`s Val Busa zum Lago di Toblino. Das Castell dort könnte Postkarten zieren, wir werden aber rausgeworfen, weil wir keine Hotelgäste sind. Links der Straße führt ein Trail bis Sarche. Am Kreisverkehr biegen wir links ab und fahren durch Ponte Oliveti auf ruhiger kleiner Straße am Lago di Cavedine vorbei. Am Abzwieg nach Drena beginnen die letzten 900hm bis zum Gardasee. 12km bis Riva, wenn man der Straße über Dro folgen würde, wir könnten so schnell da sein. In Drena den Schildern nach rechts Richtung Open Air Gallery und Braila folgen. In Braila gilt es zu entscheiden- zart oder hart. Na logisch, hart. Der Weg bleibt immer gut fahrbar, wenn auch mitunter ziemlich steil. So kämpfen wir uns vorbei am Abzweig zum Stivio und durch`s Val Mola. Eigentlich denken wir auf 1000m hinter jeder Kehre, dass wir jetzt endlich den Lago sehen und es abwärts geht, aber nein, noch eine Kurve, immer noch bergauf. Die Beine waren gut in Form, aber der Kopf rebelliert. Wieder haben wir der Karte nicht entnommen, dass es auf etwas über 1200m hoch geht. Nun, da muss man durch. Dann kommt er doch, der erste Blick über den Lago, aber dieses oft beschriebene Hochgefühl will sich nicht einstellen. Bergab fällt zunächst die Orientierung etwas schwer, aber endlich finden wir den Abzweig über San Francesco und stürzen uns eine Schotterpiste runter, die Mensch und Maschine nochmals alles abverlangt. Aber egal, die letzten Kilometer kann man es ruhig noch mal krachen lassen. Natürlich geht alles gut. Ungewollt kommen wir in Bolognano raus. Bei der rasenden Abfahrt hatte wir den Abzweig verpasst. So geht`s weiter nach Arco und von dort auf dem Radweg nach Riva. Wir sind endlich da und es war der einzige Tag, am dem wir wirklich alles gefahren sind. Eigentlich wollten wir uns unbedingt in die Fluten des Gardasee`s stürzen, aber wir sind einfach nur breit und froh, gut am Ziel angekommen zu sein. In diesem Moment ist mir eigentlich egal, ob das Ziel Gardasee oder sonstwie heißt. Die Badehose bleibt das einzige umsonst eingepackte Kleidungsstück und der Freudentaumel hält sich in Grenzen. Jetzt gibt es erstmal ein Rieseneis und es fällt auf, welche Menge Biker unterwegs sind. An der Info- Tafel suchen wir nach einer Pension und machen uns auf den Weg zum Hotel Diana. 33,-€ pP ÜF sind auch hier ok. Frisch geduscht ziehen wir los, um doch noch nach der guten Stimmung und dem Flair zu suchen. Beides finden wir auf einer Mauer am Hafenbecken, mitten im Ort. Mit einer Monsterpizza und einem guten Roten aus dem Laden machen wir es uns dort gemütlich und beobachten das Treiben. Für den Heimweg noch ein Gelato und das war`s dann. Fast, denn morgen ist auch noch ein Tag.

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 8. Tag      Heimreise   Riva- Rovereto- Brenner- Innsbruck- Scharnitz- Mittenwald- Leipzig                  75km   400hm

Jetzt wo alles vorbei ist liegt auch der Lago in vollem Sonnenschein. Gut kann man die alte Ponalestraße im Fels erkennen und erahnen, warum alle dort lang wollen. Aber wir müssen zum Bahnhof nach Rovereto. Wir hatten uns für den Mittagszug entschieden. Unsere Wirten meinte, es sind gerade 20km und man braucht max. 1h. Aber das stimmte nicht so ganz. Ab Torbole hieß es ordentlich aufwärts treten und auch unterwegs gab es eine Umleitung wegen Baustelle. Nicht auszudenken, wenn wir den 8:36 Uhr Zug gewählt hätten. So hatten wir aber genug Puffer eingebaut und wir kamen auf 25km und 1,5h Fahrt. Obwohl donnerstags, sammelten sich ca. 20 Biker am Bahnhof und einige weibliche davon kämpften mit Gezeter und Ellenbogen um die besten Plätze, aus Angst, stehen zu bleiben. Aber die Schaffner waren freundlich, alle kamen unter. Zu Hause würde ich nie auf die Idee kommen, mein Bike so lieblos zwischen andere zu schmeißen. Los ging`s, ein schönes Bier geöffnet. Kurz vor Sterzing gönnte uns die italienische Bahn eine ausgiebige Pause, so dass alle Anschlüsse dahin waren. Lange Gesichter bei allen. Wir hatten zum Glück nur bis Brenner gelöst. Von Rovereto bis Garmisch kostet der Transfer 45,-€ , also etwa die Hälfte vom Shuttle. Dafür hätten wir damit nur die Hälfte Zeit gebraucht. Zusammen mit 5 anderen entschlossen wir uns, von Brenner bis Innsbruck mit dem Rad zu fahren. Gelesen hatte ich schon von der Variante und einer kannte auch die Strecke. Was folgte war eine gnadenlose aber geile Hatz mit dem Versuch eines belgischen Kreisels. Ich hätte nie gedacht, dass meine Beine das noch hergeben. Es geht zwar nie aufwärts, aber dennoch muss man ordentlich treten, um auf diesen etwa 41km einen Schnitt 37,8km/h hinzulegen. Mit Spitze 65km/h durch die Serpentinen, da konnte kein Auto folgen. Ein bärenstarker Typ machte das Tempo, Wahnsinn was es für Leute gibt. Das hat nochmal richtig Laune gemacht. In Innsbruck gab es dann auch keinen Zug mehr bis Mittenwald, nur nach Scharnitz. Das bedeutete nochmal ein paar Kilometer, die dann aber wirklich leicht waren. Das Auto war noch da, noch ein letztes Foto und dann war er vorbei, unser 1.Alpencross. Schön war`s und der Termin und die Route für 2005 stehen schon fast. Es macht Laune, so eine Tour zu planen und dann auch zu sehen, wie gut es klappen kann. Einmal damit angefangen muss die Familie wohl damit rechnen, dass der Papa eine Woche pro Jahr nicht da ist.          Aber zu Hause ist auch schön!!!

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Letztmals erneuert 18.11.2013