2. Alpencross  5. - 12. September 2005

Garmisch - Zams

85 km

1530 hm

6:03 h

Zams - Sesvenna Hütte

80 km

2260 hm

7:07 h

Sesvenna Hütte - Bormio

78 km

1480 hm

5:35 h

Bormio - Passo del Tonale

59 km

2020 hm

5:15 h

Passo del Tonale - Madonna di Campiglio

45 km

1100 hm

3:50 h

Madonna di C. - Tiarno di Sotto

76 km

1390 hm

5:45 h

Tiarno - Riva

54 km

1375 hm

5:19 h

Riva - Rovereto      Brenner - Innsbruck

66 km

325 hm

 

 

543 km

11480 hm

 


Ich      Frank

Und wieder geschafft ! Gemessen am letzten Jahr fuhren wir eher unvorbereitet los. Die gescannten Karten mit der eingezeichneten Route lagen seit Monaten im Schrank, einen Tag vor Abreise schnell das Bike kontrolliert, den Rucksack gepackt und auf gings. Gelernt haben wir wohl nicht viel im vergangenen Jahr, denn wieder mussten wir feststellen, dass in den Karten alles drin steht, man muss sie nur lesen können und genauer hinschauen. Aber wie auch 2004 waren wir ein klasse Team, Entscheidungen wurden gemeinsam getroffen, so konnte keiner dem Anderen etwas krumm nehmen. Dafür begann die Tour auch mit anderen Vorzeichen, denn die Sonne schien und wir konnten in kurzen Klamotten starten. In Anbetracht der verheerenden Unwetter in den Alpen 2 Wochen vorher keine Selbstverständlichkeit. Die Spuren die wir noch erlebten waren aber keine Behinderung mehr. Ohne die kleinste Panne kamen wir am Gardasee an, sonst war aber wieder alles dabei: Regen, fast Frost, harte Arbeit, aber auch klasse Landschaften, nette Leute, guter Wein. Wir haben einige der ganz großen MTB- Routen befahren und waren begeistert. Lest also nach, wie es in diesem Jahr so gelaufen ist:


 1. Tag      Garmisch - Hochtörle Hütte - Ehrwald - Fernpass - Nassereith - Imst - Zams      85km     1530hm    6:03h    AV 14,0km/h

So muss ein Alpencross beginnen!!! Die Sonne strahlte und wir kamen ausgeruht aus München. Kein Vergleich zu 2004. Auf der Bahnhofsrückseite bei Lidl ist ein kostenloser Parkplatz, schnell alles aufgebaut und los gings am Eisstadion vorbei auf ruhigen Wegen Richtung Hammersbach, die Zugspitze immer vor Augen. Richtung Eibsee ist dann schon beschildert und es folgen die ersten Höhenmeter bei bis zu 15% Steigung. Bis kurz hinter dem Eibsee ist auch alles gut fahrbar, dann heißt es schieben auf Weg 821/Z1. Wir kreuzen einen Fahrweg, lassen uns aber von der Karte und dem dicken roten Wanderweg leiten. Die falsche Wahl. Eine andere Gruppe nutzt diesen Fahrweg und ist immer schon da wenn wir ankommen. So bringen wir auch heute mehr Zeit mit schieben zu als erwartet. Dann nehmen wir doch den anderen Weg obwohl wir nicht ganz wissen, wo wir sind. Letztendlich erreichen wir fahrend die Hochtörlehütte und ich bin sauer auf mich, weil meine Vorbereitung hier nicht passte. Rasant geht es nach Ehrwald runter, dort fahren wir auf dem Panoramaweg und Höhenweg bis zum Abzweig auf die Haupstraße. Wir genießen Postkartenpanorama mit Zugspitze, haben dann aber schnell wieder Probleme mit der Orientierung, die Beschliderung lässt zu wünschen übrig. Wir stellen uns aber auch etwas an und fahren so ein paar Meter doppelt. Den Lärchenweg und die Via Claudia vorbei am Weißensee können wir nicht empfehlen, denn schieben ist angesagt wegen Wurzeln, Steinen, steil. Ob hier wirklich die Römer lang sind? Lieber hätten wir die Straße genommen bis zum Abzweig Weg 601. Hier beginnt nochmal ein gutes Stück aufwärts, aber belohnt mit einer herrlichen Abfahrt bezeichnet als “Radweg Nassereith” auf Schotter und Trail über den Holzsteg am Fels und durch die kleine Burg. Das gefällt mir, wenn die Realität den Erwartungen entspricht und man plötzlich dort steht, wo man es auf Bildern schon gesehen hat. Schönste Wege führen uns vorbei am Fernsteinsee bis Nassereith, wo wir Pause machen. Auf dem Weg 31 fahren wir locker über Strad nach Imst, durch Almwiesen wie im Film. Ab Imst wird es wieder schwer, die Via Claudia zu finden. Mal ein Schild am Laternenpfosten, mal etwas auf die Straße gemalt, mal gar nichts. Laut Karte verläuft sie rechts des Inn, die Schilder führen uns links. Dann heißt sie mal “Römerweg”, mal “Inntalradweg”, dann alles zusammen. Wir haben keine Lust mehr zu suchen und fahren einfach den Hinweisen nach Landeck folgend. Später lesen wir in einem Prospekt, dass man nicht immer genau weiß, wo die Via Claudia lang führte und deshalb Wege als Via Claudia ausschrieb, die in etwa stimmen könnten. Ausserdem sei die Beschilderung in Österreich und Italien nicht immer so toll- das können wir bestätigen. In Zams folgen wir dem Werben eine Pension in der Hoffnung, hier weniger zu zahlen als in Landeck. So waren dann 20,-€ ÜF p.P. im Landhaus Tschugmall voll ok.

Zugspitze
bei Fernstein
Fernstein
Via Claudia Unwetterschäden

  2. Tag       Zams - Landeck - Pfunds - Sur En - Val d` Uina - Sesvenna Hütte               80km  2260hm     7:07h   AV 11,30km/h

Um 8:15 Uhr ist es noch kalt, doch die Sonne scheint. Aber in Landeck geht es gleich ordentlich den Berg hoch. Hier finden wir noch die Via Claudia, aber das hört bald auf. Deshalb wechseln wir dann gleich auf Straße, bis der Radweg nach Pfunds wieder eindeutig beschildert ist. Kurz hinter Steinbrücken dann der Hinweis, dass der Radweg hier endet und nur noch für Wanderer geeignet ist. Zum Glück ignorieren wir den Hinweis. Anfangs schieben wir zwar etwas aufwärts, aber sonst hätten wir den genialen Trail oberhalb Tösens verpasst, der sich stark ausgesetzt durch den Wald schlängelt und beste Aussichten auf den Inn bietet. Wer jedoch Probleme mit dem Gleichgewichtssinn hat sollte hier nicht fahren! Auf jeden Fall solltet ihr auch über die Römerbrücke fahren, denn sie bietet einen exzellenten Fotostopp und an den Spuren im felsigen Untergrund erkennt man, dass dieser Teil der Via Claudia wirklich 2000 Jahre alt sein kann. In Pfunds machen wir Pause, bevor es in Richtung Schweiz gehen soll. Jedoch sind wir zu blöd um zu merken, dass die Kajetans- Brücke über uns verläuft und geraten so auf die stark befahrene Starße nach Nauders. Das wir verkehrt sind ist klar, doch wo war die Brücke? Durch fragen in Hochfinstermünz finden wir den Bierweg nach Alt Finstermünz, nicht ohne noch einmal den falschen Abzweig zu wählen, auf einer Wiese zu enden und wieder zurück zu schieben. Wir treffen das Päarchen wieder, dass mit GPS unterwegs ist und auch nicht auf dem richtigen Pfade wandelt- soweit zu GPS. Ohne unser Unvermögen wären wir hier nicht gelandet, was schade wäre. Dieser Flecken Erde ist wirklich einige Foto`s wert. Ein letztes mal befahren wir die Via Claudia, bevor wir bei Schalkl auf Asphalt zurückkehren. Wir passieren die Grenze und fahren gemütlich durch ein schönes Tal bis S. Nicla. Auf der linken Uferseite führt uns der Radweg auf Schotter gut bergan, bei leichtem Auf und Ab bis Sur En. Dort haben sich schon ein paar Biker und Wanderer versammelt. Es wird noch mal Luft geholt für den schweren Weg durch die Uinaschlucht zur Sesvenna Hütte. Es ist 15:30 Uhr und damit auch klar, dass der heutige Tag erst spät endet. Das der Weg bis zur Uina Dadaint nicht leicht sein soll wussten wir, aber es war ganz harte Arbeit, diese 650hm zu bewältigen. Die Steigung immer am Limit und keine Flachstücken zum Erholen. Einige male hielten wir kurz an, um den Puls zu beruhigen. Von der Jausenstation erkennt man schon den imposanten “Weg” durch die Schlucht. Anfänglich kann man noch fahren, der Rest ist dann schieben. Aber was für eine tolle Strecke, was für eine bekloppte Idee damals, diesen Weg in den Fels zu sprengen. Erst kurz vor Tourstart hatten wir unsere Route hierher umgeplant da uns wärmstens empfohlen wurde, das Val d`Uina zu besuchen. Und es ist wirklich spektakulär. Wenn es nicht schon so spät wäre hätte ich noch eine Weile an den Fotos basteln können. Am Ende der Schlucht zerschlug sich auch die Hoffnung, dass man zur Sesvenna Hütte etwas fahren kann. Für unsere Fähigkeiten war der Trail einfach zu verblockt. Das Ganze zog sich ziemlich in die Länge und machte keinen Spaß mehr, der Tag war auch schon lang. Es war 19:15 Uhr, als endlich die Hütte vor uns auftauchte. Da es unsere 1. Hüttenübernachtung war dauerte es etwas, bis wir das System verstanden hatten und eine Matratze in Beschlag nehmen konnten. Ist schon speziell so eine Hütte. Wer warme Toilettenbrillen, dazugehörigen Dunst, Enge und Unruhe mag, ok. Wenn dann noch die Klamotten nass wären, keine Chance. Jetzt wissen wir bescheid und werden demnächst wieder im Tal nächtigen.

Trail über Tösens
Römerbrücke Alt Finstermünz

  3. Tag   Sesvenna Hütte - Laatsch - Sta. Maria - Val Mora - Lago di Fraele - Bormio         78km    1480hm     5:35h      AV 14,0km/h

So ein Morgen auf der Hütte ist schon was feines, anstehen an der Toilette usw. Aber irgendwann ist es vorbei und wir treten vor die Tür. Leider ist alles in dicke Wolken gehüllt und es sind nur 2°C. Zusammen mit 4 Bikern aus Suhl machen wir uns auf die schöne Abfahrt, Felsen, Schotter, Spitzkehren. Schade das nichts zu sehen ist. Aus der groben Strecke wird ein guter Fahrweg, dann Asphalt und man kann es krachen lassen. In Laatsch angekommen haben wir 1200hm vernichtet. Nun heißt es auf Straße wieder stetig aufwärts Richtung Schweiz zu treten. Die Sonne kommt raus und wir können endlich die dicken Klamotten ablegen. Für die Fahrt über Taufers, Müstair nach Sta. Maria hatte ich weniger Zeit geplant aber auch nicht bedacht, dass hier schon Höhenmeter zu bewältigen sind. So machen wir nur einen kurzen Stopp um Proviant zu kaufen, auch wenn die Orte alle sehr nett und rustikal sind. Der Abzweig nach Döss Radond und Alp Mora ist nicht zu verpassen, die Wege sind gut beschildert. Es erwarten uns 900hm, davon die erste Hälfte harte Arbeit mit immer gut 15% Steigung, aber komplett fahrbar. Hinter jeder Kurve wird die Landschaft besser, die Steigung moderater. Auf der Alp Tschuccal machen wir Pause, am Brunnen der Alp Pravader werden die Flaschen aufgefüllt. Bewirtschaftet ist hier oben nichts, man muss also genug Proviant dabei haben. Selbst Döss Radond ist eigentlich nur ein Kuhstall. Dafür ist hier dann die Arbeit des Tages erledigt, wir befinden uns am höchsten Punkt für heute und das Val Mora in seiner ganzen Pracht liegt vor uns. Links schroffe Felsen, rechts sanfte Hügel, herrscht eine vollkommene Stille. Nichtmal Kuhglocken sind zu hören. Wir sind ganz allein und können genießen. Genuss verspricht auch der Weg, den wir fast bis zum Horizont sehen können. Nur ganz leicht abwärts verspricht das eine lange tolle Abfahrt zu werden. In rasanter Fahrt verpassen wir fast den Abzweig nach links zum Passo Val Mora und Cruschetta. Was jetzt kommt ist für uns fahrtechnisch erste Sahne. Immer am oder im Flussbett entlang, oft überhöht und ausgesetzt, mal durch Nadelwald, dann durch die schrägen Hänge aus Erosionsgestein, manchmal heikel aber mit etwas Mut und Schwung muss auch hier kaum ein Fuss auf die Erde gesetzt werden. Und es sind nicht nur ein paar hundert Meter wie oft bei anderen vielgelobten “Supertrails” sondern kaum endender Fahrspass pur. Meine Empfehlung an alle. Einige Biker kommen uns hier vom Lago di Fraele entgegen, aber aus unserer Sicht die völlig falsche Richtung, denn sie müssen sich die ganze Zeit leicht bergan mühen, müssen deshalb den Trail mehr erarbeiten und haben am Ende nur eine kurze Abfahrt nach Sta. Maria. Die Umfahrung der Stauseen auf der rechten Seite bedarf keiner weiteren Erwähnung. Absolut top dagegen die Aussicht von den Torri di Fraele. Das sieht schon beeindruckend aus und wieder hatte ich das gute Gefühl dort zu stehen, von wo andere vor mir ihre Bilder gemacht haben, nach deren Berichten ich unsere Route gebastelt habe. Fahrtechnisch waren die Serpentinen anpruchslos. Nur haben wir es wieder nicht geschafft, im Bormio rauszukommen, so folgte noch ein Transfer auf Straße von Valdidentro aus. Im Ort wurden wir gleich nach Zimmern angesprochen und so landeten wir für 28,-€ ÜF p.P. im Albergo Dante. Bormio hat nette Ecken zu bieten, aber eine Pizzaria die auch auf hat konnten wir nur auf Nachfrage finden. 4 Pizzen und ein paar Bier beendeten diesen schönen Tag.

Val Mora Cruschetta Torri di Fraele Bormio

    4. Tag     Bormio - S. Caterina - Passo di Gavia - Ponte di Legno - Passo del Tonale    59km       2020hm      5:15h      AV 11,1km/h

Nach dem grandiosen Tag gestern wusste wir, dass heute eine reine Straßenetappe vor uns lag. So starteten wir erst 9:10 Uhr bei Sonnenschein. Mit Verlassen des Ortes verschwand auch dieser und der Himmel wurde finster. Uns graute schon vor der Passhöhe 1400m weiter oben und wir stellten uns schon auf Regen und Kälte ein. So spulten wir die mäßige Steigung bis S. Caterina ab. Kaum bogen wir Richtung Gaviapass ab strahlte wieder die Sonne und uns wurde nicht nur warm ums Herz. In der Ferne waren Gletscher und Schnee zu erkennen, irgendwo dort soll der Ortler sein. Der Routenplaner von Stanciu lag hier nicht ganz richtig, denn die maximale Steigung war dort mit 6% angegeben. In der Realität waren es regelmäßig 10-12% und wieder mal wurde klar, dass die CD eine exzellente Hilfe, aber nicht der Stein der Weisen ist. Dennoch muss man keine Angst vor dieser langen Asphaltauffahrt haben, denn es sind mehr Rennradler als Autos unterwegs, lediglich ein paar Motorradfahrer gaben sich die Kante. So erreichten wir nach fleißiger Arbeit mit 2652m den höchsten Punkt der ganzen Tour. Viel wird hier nicht geboten, also auf ins Tal. Es sollten fast 30km abwärts folgen. Das schönste Stück war dabei die Umfahrung des Straßentunnels auf der alten Piste. Sie lädt förmlich zum Fotografieren ein. Danach begann dann eine wilde Hatz auf der Jagd nach zwei Bikern vor uns und den Motorrädern. Jetzt waren wir im Vorteil. Dank meiner 200er Bremsscheibe konnte ich vor einer scharfen Serpentine gerade noch Schlimmeres verhindern- das war letzte Rille. Irgendwann gaben die Motorradfahrer auf, zu groß erschienen wir in ihren Rückspiegeln. Nach 1300hm “Downhill” ließen wir uns in Ponte di Legno die Sonne auf den Bauch scheinen. Bei Gelato genossen wir den wirklich extrem schönen Ort. So stellen wir uns Italien vor. Jedoch war es erst 14:00 Uhr und so entschlossen wir uns, weiter zu fahren. Mit gleichmäßiger und moderater Steigung kurbelten wir bis zum Passo del Tonale. Dieser Ort gibt um diese Jahreszeit ein Bild des Schreckens ab. Zwar war alle 100m eine Bar geöffnet, aber sonst war alles verriegelt und verrammelt und auf die Frage nach einem Zimmer gab es nur vage Auskunft. Es begann zu nieseln und die Laune wurde prompt schlechter. Im Hotel Nigritella hatte man Erbarmen und gab uns Unterkunft für 20,-€ p.P. ÜF. Die Dusche braucht lange Zeit, bis endlich warmes Wasser kam. In der Pizzeria rissen wir die Dame vom Fernseher, sie ging das Licht anschalten und weckte die Küche mit dem lauten Ruf “Mama, Pizza”. Als Dank goss Frank dann den Rotwein über den Tisch. Inzwischen regnete es richtig, was gut zu diesem Ort heute passte.


     5. Tag     Passo del Tonale - Ossana - Dimaro - Madonna di Campiglio                   45km      1100hm       3:50h       AV 11,8km/h

Wie der gestrige Tag endete, begann der heutige. Man hatte schlicht vergessen, dass doch Gäste im Haus waren und es gab kein Frühstück. Deutsch spricht man in der Gegend auch kaum, englisch klappte auch nicht. Also Start heute erst 9:30 Uhr. Das Wetter wirkte nicht sehr einladend, noch war es aber trocken. Der Abzweig rechts zur Malga Pece war nicht zu verfehlen und es begann eine klasse Abfahrt, nicht zu steil, nicht zu leicht, bis zur Baita Velon. Mit Fully und Scheibenbremse auch hinten kann man hier geil runterdüsen. Dann sind wir mal wieder falsch abgebogen und mussten so ein Sück B42 fahren und fanden erst in Cortina auf die Radroute zurück. In einem Waldstück trugen wir die Räder über einige gefällte Bäume, danach endete der Weg im Nichts. Wo waren wir jetzt schon wieder verkehrt gefahren??? Die Markierungen an den Bäumen waren vereinzelt vorhanden, so schoben wir quer durch dichten Wald, grob unserer Richtung folgend. Zeitweise konnte man alte Trails erahnen, beruhigend war das aber nicht. Irgendwann öffnete sich das Dickicht und gab uns vor Ossana auf einen fahrbaren Weg frei. Im Ort trafen wir das Team aus Suhl wieder, mit dem wir auf der Sesvennahütte gestartet waren. Den guten Radweg bis Dimaro nutzten wir zum plauschen und einfach mal entspannt Rad fahren, denn Orientierungsprobleme gibt es hier keine. Irgendwas gab es für die 4 zu bestaunen und so trennten sich unsere Wege wieder. Dafür holten wir die Regenjacken raus, was sich schon den ganzen Tag ankündigte. Gleich in der ersten Kehre der Schotterabzweig Richtung Madonna und es geht sofort ordentlich zur Sache. Deshalb Regensachen wieder aus, denn es gilt hart zu arbeiten und so atmungsaktiv ist keine Funktionsfaser. Prompt wurde der Regen so stark, dass wir binnen kürzester Zeit durchnässt waren. Ab jetzt hieß es Gehirn abschalten, treten, treten, treten. Der Weg bleibt immer anstrengend, aber fahrbar. Pause ist auch nicht mehr drin, obwohl wir nur das margere Frühstück vom Morgen im Bauch haben. Es ist bitterkalt geworden und auch ein wenig Quälerei, wir wollen es nur noch hinter uns bringen. Auf der Straße vor Madonna kommen uns wahre Bäche entgegen. Das Angebot einer freundlichen Dame mit Wohnmobil uns mitzunehmen schlage ich aus, die Blöße gebe ich mir nicht. Dann ist der Ortsanfang erreicht und das erste Haus ist unseres, Hotel Mora 36,-€ HP pP war sehr in Ordnung. Unser Hirn war inzwischen so aufgeweicht das wir einfach vergessen haben, Fotos zu machen. So kann ich dann hier nichts vom heutigen Tag anbieten. Dafür lief der Fön im Zimmer umso länger, um unsere Klamotten halbwegs zu trocknen. Zum Glück mussten wir nicht mehr aus dem Haus, denn als wir einschliefen trommelte der Regen immer noch heftig an die Fenster.


   6. Tag       Madonna - Pinzolo - Zuclo - Roncone - Passo di Rango - Tiarno di Sotto        76km      1390hm      5:45h        AV 13,1km/h

Nach Tonale durchfahren wir mit Madonna die zweite Geisterstadt dieser Woche und wieder sehen wir, was für ein paar Tage Skivergnügen der Umwelt angetan wird. Die Liftanlagen um Tonale waren besonders beklemmend. Ich fahre auch Ski. Es beginnt zu regnen und so suchen wir gar nicht erst nach den geplanten Schotterwegen sondern flüchten auf der Straße nach Pinzolo. Wiederum können wir wegen des schlechten Wetters die Schönheit der Brenta nur erahnen. Die Flucht endet in der Sonne. Wie angenehm, denn uns ist immer noch kalt von gestern. In angenehmer Fahrt auf Radwegen geht es über Caderzone, Strembo, Spiazzo bis Bolbeno. Damit es nicht zu leicht wird geht es jetzt ordentlich aufwärts, vorbei an Madonna del Lares, auf schönen Wegen bis Bondo. Ab hier geht es auf Asphalt durch Roncone bis Lardaro. Die laut den Karten eingezeichnete Radstrecke suchen wir vergebens, obwohl wir viel Zeit und Mühe investierten. Dann geben wir auf und kehren auf die Straße zurück. Die fahren wir bis kurz vor Cimego, wo irgendwo der Abzweig zum Passo Rango sein muss. Wer vermutet den schon hinter einem kleinen Industriegebiet? Aber dort ist er, gleich hinter dem Holzwerk wieder links und den Schildern zur Malga Caino folgen. Bis auf 1130m Höhe spult man den gleichmäßigen Anstieg locker ab, dann kommt links über die Wiese der kaum noch zu erkennende Weg zum Passo di Rango. Alles klar, dachten wir, von ein wenig schieben sprachen ja auch Stanciu`s Kumpane. Nur gab es mitten im Wald plötzlich 3 Wege anstatt einem auf der Karte und natürlich keine Schilder. Mit dem Raten klappte es dieses Jahr nicht so gut und so kamen wir einige Zeit später von der anderen Seite an den Ausgangspunkt zurück. Die ganze Sch.... noch mal. Der nächste Weg war noch deftiger zu schieben, ganz schmaler Pfad, steil, zugewachsen. Aber oh Wunder, ein Schild, dass wir richtig sind. Aber was sucht das hier, wo es eh keine Alternative gibt? Wir kommen auf einen Fahrweg, von dem dann bald ein kleine Pfad abzweigt. Irgeneine höhere Macht zieht uns hier hin und siehe da, kurz darauf stehen wir auf der Passhöhe mit reichlich Schildern. Hier her zu kommen war eine Glückssache. Es folgt nochmals ein sehr schweres, weil steiles und feuchtes Schiebestück. Dann können wir endlich wieder aufsteigen und rasen abwärts nach Tiarno. Auch hier erkennen wir nicht, wo die vielen Touristenbetten stehen sollen, die es laut Internet hier gibt. Fast überlegen wir, die 16km bis Riva noch zu fahren. Aber mit so einer Etappe kann kein Alpencross enden und außerdem wollen wir unbedingt auf den Tremalzo, so war es geplant und wer weiß wann es wieder klappt. Da ertönt im Vorbeifahren der Ruf “Zimmer?” und wir sind gerettet. Im Albergo Alla Perla bleiben wir für 23,-€ pP ÜF, dafür sind 3 Bier genauso teuer. So steht dem großen Finale morgen nichts mehr im Weg und alles ist wieder in Ordnung.

Klick zum Panorama Brenta

  7. Tag       Tiarno - Rif. Garda - Tremalzo - Rif. Passo Nota - Baita Segala - Pregasina - alte Ponalestraße - Riva     54km   1375hm  5:19h    AV 10,0km/h

Das Wetter sieht wieder nicht so toll aus, regen ist angesagt. Und das an diesem Tag, wo doch dringend beste Sicht gebraucht wird. Aber was hilft`s, los geht es. Wir fahren auf der Straße bis zum Abzweig zum Rifugio Garda. Auch hier handelt es sich um eine vollwertige Straße und nicht wie bei Stanciu beschrieben um einen Radweg. Aber es ist nicht viel los, die Steigung liegt immer so bei 8%, so kriegt man die 1100hm gut bewältigt. Die Hälfte davon müssen wir im regen fahren, diesmal haben wir die Regensachen angelassen. Am Rifugio Garda ist das Schlimmste geschafft, wir schwatzen kurz mit zwei Bikern und nehmen die letzten Höhenmeter auf Schotter zum Tremalzotunnel in Angriff. Dort stehen wir nun am Beginn der berühmtesten MTB- Strecke überhaupt und sehen.......nichts. Ich bin etwas traurig, denn vielleicht 20m Weg geben die Wolken frei, keine Spur von grandiosen Aussichten auf Serpentinen oder Lago. Zum fahren ist es trotzdem geil, eine heiße, harte Strecke. Auch wärend der Fahrt erkennt man Stellen von Bildern wieder, einfach klasse. Uns folgt ein Bekloppter mit seinem Opel Zafira. Wir halten an und fragen, ob er weiß, worauf er sich einlässt. Weiß er nicht, denkt aber, wo wir mit einem Fahrrad langfahren muss es für ihn auch gehen. Na viel Spaß! Bei anstrengender Fahrt, Kälte und Nässe verlassen Frank die Lebensgeister, die erst am Kamin des Rif. Nota beim Kaffe wieder erwachen. Hier treffen reichlich Biker ein, denn über dem Gardasee scheint die Sonne und jeder der kann hat sich auf den Weg gemacht. Wir fahren weiter auf dem Weg 421 Richtung Baita Segala. Der beginnt recht unscheinbar, wird dann aber wirklich spektakulär. Wir können einen ersten Blick auf den See werfen und es wird wärmer. Super Trails, immer leicht abwärts, immer fahrbar, führen vorbei an den tollsten Aussichtspunkten auf den Lago und seine zerklüftete Felslandschaft. Gibt es Schöneres? Unklar, wo an diesen steilen Wänden noch Platz für einen Weg ist. Ab Roccolo di Nembra nutzen wir den Weg 101b bis Passo Rocchetta. Hier werden wir schon mehrfach vor dem Stück zur Malga Palaer gewarnt. Keuchend kommt eine Meute Biker schwer schiebend die steile Rampe hoch. Doch Albi hatte uns im Vorfeld gewarnt und den Weg 422 empfohlen. Achtung- nicht die 422b !!! Bis auf eine Spitzkehre sind wir die 422 gefahren, waren aber teilweise an der Grenze unserer Fähigkeiten. Aber auch die müssen ja mal ausgelotet werden. Mit Adrenalin in den Adern aber glücklich erreichten wir den Fahrweg und rauschten weiter über Palaer nach Pregasina. Wir waren zurück im Sommer und die Terrassen und Freisitze waren voll. Noch ein kleines Stück rollen und er war da, der Einstieg in die alte Ponalestraße. Viele Jahre las ich schon in div. Foren davon und hatte keine Ahnung, warum alle die Wiedereröffnung so herbeisehnten, jetzt weiß ich es. Es ist nicht das fahren, denn da kommt man kaum dazu. Denn immer wieder halten wir an, staunen nur, fotografieren, freuen uns, hier zu sein. Es ist einfach überwältigend, TOP. Wir fahren erst unseren 2. Alpencross aber ich kann mir nicht vorstellen, dass so eine Tour schöner enden kann. Der Weg ab dem Tremalzotunnel sind 25km Downhill- und Trailspaß, der unvergessen bleibt. Wenn es eine Strecke gibt die ich nochmal fahren will dann diese! Doch auch das muss ein Ende haben und so treffen wir in Riva ein und nehmen uns vor, alles so zu machen wie 2004. Deshalb gibt es Eis in der Gleichen Gelateria, Pizza und Wein vom gleichen Laden, wir sitzen an der gleichen Stelle auf der Hafenmauer. Nur gibt es diesmal doppelte Portion, war ja auch der 2. Alpencross. Es ist auch gar nicht schlimm das es vorbei ist, denn was sollte nach diesem Tag noch kommen? Quartier machen wir wieder bei Mama Ferrari, ab in den Pool und dann nochmal zum Hafen. Ein heftiges Gewitter zwingt uns auf dem Rückweg nochmals an eine Bierbar, so ein Mist....

Tremalzotunnel
Tremalzo Trail 421
Alte Ponalestraße

    8. Tag    Riva - Rovereto 28km 290hm         Brenner - Innsbruck 38km 35hm       Heimreise

Der Ablauf des heutigen Tages sollte der Heimreise vom letzten Jahr entsprechen. Mein Knie, dass seit Tagen muckerte, schmerzte ordentlich auf den Anstiegen hinter Torbole. An den gleichen Stellen kamen wir vom Radweg ab und fanden ihn nicht wieder, im gleichen Laden kaufte ich genau so ein Bier für die Zugfahrt wie 2004. Pünktlich 12:38 Uhr fuhr der Zug los, es gab kein Gerangel auf dem Bahnsteig und ab ging die Fahrt nach Brenner. Durch die Erfahrung vom letzten Jahr hatten wir diesmal das Stück Brenner - Innsbruck gleich als Radstrecke geplant. Wir verabschiedeten uns von den anderen Biker und begaben uns auf die wilde Hatz gen Tal. Trotz kräftigen Windes- natürlich von vorn- konnten wir uns steigern und legten einen 39er Schnitt hin. Diesmal war ich der Pacemaker, was aber auch ordentlich saure Oberschenkel bescherte. Aber war ja egal, es waren die letzten Kilometer dieser Woche. Am Fahrkartenschalter trafen wir die Leute aus dem Zug wieder. Also günstiger sind wir auf jedenfall gereist. Pro Person und Bike 11,-€ Rovereto-Brenner, dann 16,-€ Innsbruck-Garmisch. Das Auto war noch da, beim Bäcker noch etwas Proviant für die Fahrt nach Leipzig geholt und schon war es das, wieder mit unserem 2. Alpencross!!!

Das Gefühl war ein besseres dieses Jahr, denn auch die Erwartungen sind anders als vor dem ersten mal. Jetzt wo ich den Bericht schreibe weiß ich eigentlich schon, wo es 2006 lang geht, die meisten Wege bin ich mit dem Finger schon mal auf der Karte lang. Ich nehme mir fest vor, besser zu navigieren und mich nicht voll auf Stanciu zu verlassen. Und dann hoffe ich, du bist wieder dabei Frank, denn einen Besseren finde ich sicher nicht!

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Letztmals erneuert 18.11.2013