3. Alpencross  September 2007

Mittenwald - Sterzing

98 km

1392 hm

5:45 h

Sterzing - Faneshütte

87 km

1909 hm

5:51 h

Faneshütte - Misurinasee

74 km

1535 hm

5:16 h

Misurinasee - Rif. Valparola

56 km

2042 hm

5:12 h

Rif. Valparola - Pso. Pordoi

ca. 35 km

1460 hm

4:48 h

Pso. Pordoi - Auer

93 km

1525 hm

5:50 h

Brenner - Innsbruck - Mittenwald

ca. 50 km

 

 

Mein Fazit: Wieder alles richtig gemacht! Und das war diesmal wirklich nicht einfach. Was eine richtige “Jochtour” werden sollte mit Plumsjoch, Geiseljoch, Tuxerjoch, Schlüsseljoch, Pfundererjoch, Limojoch, Lavazejoch und Jochgrimm scheiterte schon am ersten kleinen Pass, dem Hochalmsattel. Zum alten Kumpel Frank gesellte sich diesmal Martin aus Duisburg. Beide kannten sich noch nicht, unklar also wie Verständnis und Entscheidungsfindung zu dritt laufen würde. Diese Probe konnten wir sehr schnell bestens bestehen, denn Schnee im Karwendel so weit das Auge reichte forderte einen schnellen und umfassenden Entschluss. So blieben am Ende keine 3 Tage der ursprünglichen Route übrig. Dafür erlebten wir die Dolomiten bei schönstem Wetter und alle waren letztendlich sehr zufrieden- das ist das Wichtigste. Und der Plan für 2008 nimmt auch Gestalt an, Plumsjoch, Geiseljoch, Tuxerjoch, Schlüssel........


1. Tag     Mittenwald - Karwendelhaus und zurück, Innsbruck - Brenner - Sterzing    98km  1392hm   5:45h    AV 17,0km/h

“Wahre Größe ist, zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt zum Umkehren gekommen ist und es dann auch zu tun” . Mit dieser alten Bersteigerweisheit gelang es Martin am Hochalmsattel mir klar zu machen, dass wir Größe zeigen und Vernunft über Kummer und Ärger siegen lassen sollten. In Mittenwald auf 910m Höhe gestartet lag bei 1090m der erste Schnee, bald war der ganze Karwendel von einer geschlossenen Schneedecke weiß. Bis zum Karwendelhaus war der Fahrweg noch geräumt, doch ab da war selbst schieben durch den Schnee kaum möglich. Ein kurzer Blick über den Sattel verhieß keine Besserung. Was tun, wenn hier schon nichts ging und wir die nächsten Tage doch noch 1000m höher hinaus wollten? Tuxer, Pfunderer sind schon schwer genug zu befahren, aber stundenlang durch den Schnee? Alternativen gab es kaum, lag doch auf der ganzen Alpennordseite Schnee. Schon 2006 platze mein Alpencross kurz vor dem Start, dass kann doch jetzt nicht schon wieder sein, oder? Wir berieten kurz, Martin sprach o.g. Worte und wir beschlossen nach Innsbruck zu fahren, in den Zug zu steigen und bis Brenner zu fahren. Beschäftigt mit den Gedanken wie wir die nächsten Tage verbringen sollen rollten wir in Sterzing ein. Am ersten Tag gleich bis nach Italien muss man erstmal hinkriegen. Beim Bier abends sah die Welt schon wieder besser aus und wir gegannen einen Plan zu schmieden. Da wir jedoch nur eingescante Kartenausschnitte mit hatten mussten alte Erinnerungen und Schätzungen für die Route herhalten. Doch eins war klar: Wir machen das Beste draus!


  2. Tag   Sterzing - Franzensfeste - Pustertal - St. Vigil - Faneshütte            87km      1909hm      5:51h      AV 14,8km/h

Wenn am Morgen die Sonne scheint und in kurzen Sachen gestartet werden kann ist gute Laune programmiert. Aus unserem Alpencross sollte nun eher eine Dolomitenrunde werden. Dazu musste uns heute aber eine Asphaltetappe nach St.Vigil bringen. Der uns schon bekannte nette Radweg führte uns flott bis Franzensfeste, wo wir Richtung Pustertal abbogen. Aufhalten konnte uns nur Frank, dessen Bremsbeläge plötzlich keine mehr waren, kurze Zeit später hatte er einen Platten, kurze Zeit später musste er mal, kurze Zeit später..... nein, 14:45 Uhr trafen wir in St.Vigil ein. Eigentlich zu früh um den Tag zu beenden, andererseits hätten wir bei Weiterfahrt noch mehr Vorsprung vor dem Plan. Bei Blasmusik, Bratwurst und Bier beschlossen wir weiterzufahren. Auf leichter Straße gings Richtung Pederü, allerdings taten uns schon ordentlich die Hintern weh. Aus allen Richtungen waren reichlich Wanderer unterwegs, doch mit jedem Höhenmeter wurden es weniger. Die Anstiege mit bis zu 19% verlangten schon einen kräftigen Tritt, aber bis zur Faneshütte ist alles fahrbar. Diese genießt ihren guten Ruf zurecht, gleicht sie doch eher einem Hotel als einer Hütte mit miefigem Lager etc. Auf dem Weg hierher sahen wir die ersten bekannten Gipfel der Dolomiten, holten uns die Motivation für die nächsten Tage. Bei reichlich Essen und Bier wurde für morgen ein Teilabschnitt des Dolomiti Superbike und als Ziel etwa 3 Zinnen geplant.


 3. Tag  Faneshütte- Plätzwiese- Toblach- Misurinasee             74km        1535hm        5:16h        AV 14,0km/h

So, jetzt kenne ich auch die Faneshütte. Kein Vergleich zu meinen Beschreibungen der letzten Jahre in Bezug auf Hütten. Dafür stand mein Rad am morgen mit einem Platten auf der Terrasse. Bei -2°C nicht sehr lauschig. Das Kreuz des Limojoch war zu sehen, beste Sicht bei Sonnenschein, es versprach ein schöner Tag zu werden. Ein paar Meter schoben wir, wir waren noch kalt, doch eigentlich ist alles fahrbar. Den ersten Fotostop legten wir gleich am Limojoch ein. Entgegen den Hauptrouten durch Fanesalm oder Cortina wollten wir einen Teilabschnitt des Dolomiti Superbike fahren. Jeder Höhenmeter mehr auf dem Weg zur Plätzwiese gewährte grandiosere Rundblicke auf div. Dolomitengipfel und zu jedem kannte Martin eine Geschichte, hatte ihn selbst bestiegen o.ä. Die Plätzwiese selbst kann man gut mit der Seiseralm vergleichen. Nur weil man die lange Auffahrt hinter sich hat und es so auf der Karte steht weiß man, dass man auf 2000m Höhe ist. Bei herrlichstem Sonnenschein machten wir ausgiebig Rast bevor wir uns auf rauschende Abfahrt begaben. Wenn auch auf Asphalt, so muss man sich aber keine Gedanken machen und lässt es einfach laufen.

Limojoch Richtung Fanesalm zur Plätzwiese Misurinasee

 

4. Tag   Misurinasee- 3 Zinnen- Cortina Dampezzo- Rif. Valparola          56km    2042hm       5:12h       AV 10,6km/h

In der Nacht erlebten wir den einzigen Regen dieser Woche. Der Morgen war auch noch frisch und sehr windig. Doch auf dem Asphaltanstieg Richtung Rif. Auronzo sollte uns wieder schnell warm werden. Bei diesen 550hm sind doch einige Rampen dabei, dafür wurde der Ausblick nach jeder Serpentine imposanter. Für eine Standardroute über die Alpen liegen die Zinnen zu weit östlich, aber Standard war ja dieses Jahr nicht und hier wollte ich unbedingt mal her. Und es hat sich gelohnt. Das Panorama vom Rif. Auronzo ist toll. Die grandiose Kulisse teilt man sich mit vielen Wanderern, aber hinter dem Paternsattel ist eh Bikeverbot. Wegen des teilweise sehr groben Weges schoben wir etwas auf den Sattel, aber eigentlich ist es durchaus fahrbar. Hier stellten wir die Bikes ab und liefen Richtung 3 Zinnenhütte. Von dieser Seite aus ist die Bergwelt noch fantastischer, Martin wusste wieder viel über umliegende Gipfel zu berichten, auch die Zinnen hatte er schon bestiegen. Zum Fotografieren ging viel Zeit drauf, lohnt es sich doch wirklich sehr hierher zu kommen. Doch irgendwann heißt es weiterfahren. Nach rasender Abfahrt, Platten bei Frank, dem Pso. 3 Croci machten wir Pause in Cortina. Wir brauchten dringend einen Fahrradladen um neue Schläuche zu kaufen. In Pocol rechneten wir noch mal, telefonierten mit dem Rif. Valparola, und entschlossen uns, weiter zu fahren. Das bedeutete aber nochmals 900hm, alles auf nicht näher erwähnenswerter Asphaltstrecke. Davon hatten wir in letzter Zeit genug gesehen, aber die 3 Zinnen waren es definitiv wert. Am Pso. Falzarego öffnet sich der erste Blick auf die Marmolada. Nur noch kurz um die Ecke und es war geschafft. Nach ordentlich Essen und Wein wurde ein vermeindlich toller plan für Tag 5 gemacht und wir schliefen gut ein.

Pamorama vom Rif. Auronzo

5. Tag     Rif. Valparola- Pralongia- Arabba- Bindelweg- Pso. Pordoi         ca. 25km   ca. 1500hm    ca. 4:48h      AV 7,3 km/h

Ich hab noch nie so viel Geld auf einer Hütte gelassen wie hier. Aber was soll`s, Alpencross ist kein Pauschalurlaub. Der Weg 23 sah auf der Karte gut aus, wenige Steigungen, durchgehende rote Linie, Martin erinnerte sich, schon mal hier gewandert zu sein, die Wirtin sagte dort fahren alle lang. Wir freuten uns schon. Bei 0° C standen wir nach wenigen Metern am ersten Klettersteig, ein paar Meter fahren, wieder schieben, steil auf und ab. Ein Trupp Gebirgsjäger überholte uns, die Strecke wurde schlimmer und schlimmer. Im Angesicht des Col di Lana bestiegen wir alte Stellungen im Fels, hier passierten im 1. Weltkrieg böse Sachen. Nach jeder Kuppe, hinter jeder Kurve hofften wir auf fahrbare Wege, doch daraus wurde nichts. Ungeplant 3,5h schieben und tragen geht auf die Nerven. Alles hat ein Ende.... bei dem Wirrwarr an Wegen auf Pralongia ist es nicht einfach auf dem rechten Pfade zu bleiben. Nach einer Rast FUHREN wir in Arabba ein, volle Hitze, alle Geschäfte zu, Seilbahn nicht mehr in Betrieb, also weiter, Arsch quälen auf Asphalt Richtung Pso. Pordoi. Am Abzweig Weg 680 zur Porta Vescovo mussten wir entscheiden, ob wir den Bindelweg noch in Angriff nehmen, sollte dieser doch das Highlight werden und dafür wollten wir Zeit haben. Also los. Konditionstiere fahren sicher bis oben, wir nicht. Aber 1h bis oben war schneller als erwartet. Grandios- einfach grandios. Die Marmolada in ihrer ganzen Pracht, der Einstieg zum Bindelweg, das Wetter, die Sonne, so muss es sein. Die ersten Meter flößen Respekt ein, handtuchbreit der Weg am Steilhang. Und hier darf man den Blick nicht nur auf`s Vorderrad richten sondern muss die gesamte Bergwelt auf sich wirken lassen. Also gingen wir es ruhig an, denn wir wollten auch reichlich Fotos mit nach Hause bringen. In herrlichster Abendsonne, sattes Grün rechts, gletscherweiß links, hatten wir die ganze Pracht für uns allein, ohne Horden von Rotsocken. Aber man kann schon einsehen warum sie hierher kommen. Fahrtechnisch ist der Bindelweg keine besondere Herausforderung, dafür kann man sich voll auf Eindrücke sammeln konzentrieren bis keine mehr reinpassen. Und dann ist man nach über 10km purer Freude am Pso. Pordoi. Mit nur wenigen Gästen teilten wir das Restaurant und genossen den Sonnenuntergang in den Bergen bei einem schönen Bierchen.


6. Tag       Pordoi- Moena- Karerpass- Obereggen- Auer              93km      1525hm       5:50h     AV 15,8km/h

Ein sicheres Zeichen dafür das wir alt werden: Wir beschließen, heute bis Auer zu fahren und dafür einen Tag früher nach Hause zu kommen. Martin will unbedingt noch was dranhängen, damit wir wenigstens auf 10000hm kommen, aber er kriegt uns nicht rum. Eigentlich hatte er recht. So stürzen wir uns in die rasante Abfahrt nach Canazei, dann immer auf Nebenwegen bis Moena. Dort beginnt der durchaus kräftige Anstieg zum Karerpass. Immer im Wald, immer auf Schotter, aber unspektakulär. Oben angekommen liegt der Rosengarten vor uns. Bei Pommes am Pass weiß Martin wieder einiges zu berichten. Weiter gehts zum Karersee, der leicht mit einem Chemieabwasser verwechselt werden kann mit seiner unnatürlichen Färbung. Dazu noch der grandiose Blick zurück zum Rosengarten ist dies der richtige Ort für Busparkplätze. Wir fahren den herrlichen Tempelweg Richtung Obereggen, durch grüne Wiesen unterhalb der Latemar. Die Asphaltauffahrt zieht sich wieder und wir merken, warum wir nach Hause wollen- die Ärsche können nicht mehr. Vom Jochgrimm bietet sich nochmals ein fantastischer Rundblick mit Schlern, Plattkofel, Rosengarten, Latemar, und es beginnt eine super Abfahrt auf Schotter. Nur mit Karte wäre der heutige Tag sicher mit einigen Orientierungsschweirigkeiten verbunden, aber GPS hielt uns fast immer gut im Plan. Der alte Bahnweg ab Kaltenbrunn bildet einen sehr schönen Abschluss der Tour, leicht zu fahren, schön im Wald, um in den Apfelplantagen oberhalb Auers zu enden. Unterkunft ist schnell gefunden, den letzten gemeinsamen Abend lassen wir in einem schönen Weinladen bei ordentlich Rotem ausklingen.


Die Dolomiten überraschten immer wieder. Den einen Moment 360° von Fels umgeben, den nächsten von sanften Wiesen und Wäldern, fast als hätte man die Alpen verlassen. Hinter der nächsten Ecke dann wieder eine dieser riesigen Blöcke, wie sie nur hier so plötzlich aus der Erde ragen. Eine wirklich faszinierende Bergwelt für alle. Zuviel Asphalt dieses Jahr, aber für diese aus dem Ärmel geschüttelte Tour haben wir wirklich was gutes hinbekommen. Und so wie sie begann endetet sie auch. Wirklich mit Grenzübertritt nach Deutschland verdunkelte sich der Himmel, bei Ankunft in Mittenwald begann es zu regnen. Schnell unser Zeug verstaut, die Hände geschüttelt und vorbei war er der 3. “Alpencross”, diesmal leicht anders. Martin hätte gerne noch den 7. Tag genutzt, sei nicht böse! Hat doch gut geklappt mit uns dreien.     Die Route steht für 2008......


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Letztmals erneuert 18.11.2013